Warum wir und insbesondere Frauen die KI-Welt revolutionieren müssen
Künstliche Intelligenz verändert, wie wir arbeiten und leben - ein Wandel, den wir aktiv mitgestalten müssen. Insbesondere Frauen hinken bei der Nutzung von KI-Anwendungen bisher hinterher und verpassen so viele Möglichkeiten für mehr Effizienz und Zufriedenheit im Beruf und Alltag. Aber KI bietet Potenziale für uns alle, egal welchen Geschlechts oder Hintergrunds.
Packen wir es gemeinsam an! Wie das geht, erfahren Sie von unseren Expertinnen der co:nufactur Lara und Anna. Im folgenden Interview lernen Sie, warum eine breite KI-Nutzung so wichtig ist und was es auf individueller und Unternehmensebene dafür braucht.
Hi Anna, hi Lara! Wie seid ihr beide denn zu dem Thema gekommen?
Zuerst kamen wir darauf, dass wir Künstliche Intelligenz intern bereits einsetzen und das ganz unterschiedlich. Einige unserer BeraterInnen konnten damit einen großen Teil ihrer Arbeit deutlich schneller und leichter gestalten und andere hatten zunächst wenig Zugang. Noch deutlicher wurde es dann bei Kunden. Wir arbeiten viel mit dem Mittelstand zusammen und während Start-ups sich von vornherein sehr digital und KI-optimiert aufstellen und Konzerne viel Geld dafür ausgeben, hinkt der Mittelstand beim Thema KI-Change-Management noch stark hinterher – hat meist weder Ressourcen noch die Expertise, um sich mit dem Thema zu beschäftigen. Das führt zu einem immer größer werdenden Graben und damit auch Wettbewerbsnachteilen. Wir haben irgendwann angefangen in Workshops oder Trainings (auch zu anderen Themen) initial immer die Frage zu stellen: “Wer von euch hat schon mal mit KI gearbeitet oder macht es regelmäßig?”. Mit dem erschreckenden Ergebnis, dass von den ohnehin wenigen Vorreitern quasi 100% männlich waren. Das hat uns beschäftigt.
Frauen nutzen KI also kaum und das ist tragisch, weil sie so viel Arbeit abnehmen und den Fachkräftemangel abfedern kann, für die Konkurrenzfähigkeit wichtig ist und in ihrer Bedienung so leicht und intuitiv ist, wie noch keine Software oder technische Lösung zuvor. Das Arbeiten könnte so beispielsweise ganz natürlich im Gespräch passieren.
Warum sollten insbesondere Frauen die KI-Welt revolutionieren?
Wie Anna ja gerade erzählt hat, befinden sich weniger Frauen unter den Nutzern von KI-Anwendungen, aber in der Forschung lässt sich da kein anderes Bild zeichnen…leider. Das hängt damit zusammen, dass oft ein negatives Priming vorherrscht nach dem Motto „Ich bin nicht technikaffin, also kann ich KI nicht“. Das ist natürlich ein Trugschluss, zumal sich hinter dem Begriff Künstliche Intelligenz ja eine komplettes Studienfeld verbirgt. Die Art und Weise wie wir zu den vielen KI-Lösungen da draußen eingestellt sind, prägt maßgeblich wie wir deren Vorteile wahrnehmen. Das heißt eine negative Einstellung führt zu einer negativen Beurteilung der Ergebnisse – auch weil der Umgang mit KI dann deutlich schlechter ist. Es gibt auch einige Studien, die das belegen. Zusätzlich wird in den Medien Angst geschürt: LLMs seien sexistisch, rassistisch, etc. Auch wenn das in Teilen stimmt, lenkt das den Fokus weg von der wirklichen Ursache. Nicht die Technik ist schuld daran, sondern der Mensch und die Gesellschaft als Ganzes. Letztendlich spiegeln Modelle nur das wider, was sie gelernt haben, was wir Menschen ihnen „vorgelebt“ haben. Es gibt ja das Sprichwort "Shit in Shit out". Obwohl das jetzt ein bisschen drastisch formuliert ist, trifft es das Problem ganz gut. Keine diversen Trainingsdaten, keine Bias Checks, ergo keine diversen Outputs. Bei Frauen spielt dann auch unter anderem noch das Imposter Syndrom mit rein, also, dass KI als Schummeln empfunden wird. Das führt dazu, dass weniger experimentiert wird, was gerade bei Generativer KI so unglaublich wichtig ist. Der erste Prompt ist eventuell noch ein Reinfall, aber man wird von Mal zu Mal besser – die Modelle werden von Mal zu Mal besser. Das geht alles Hand in Hand. Wenn wir und damit meine ich alle gesellschaftlichen Gruppen, Alter, Geschlecht, Herkunft, etc. KI-Anwendungen nutzen, sorgen wir dafür, dass Leistung gerechter wird. Das bedeutet kurz gesagt, KI kann der Ungleichheit in der Gesellschaft entgegenwirken, wenn denn alle die Technologie nutzen würden.
Was braucht es auf individueller Ebene, um Künstliche Intelligenz aktiv zu nutzen?
Das eine ist meine Einstellung gegenüber KI. Mutig agieren, experimentieren, aus den Reaktionen lernen und aus den gewohnten Arbeitsmustern ausbrechen. KI im Arbeitsalltag einzusetzen, ändert meine Prozesse stark. Dafür muss ich offen sein.
Daneben sind auch gewisse Fähigkeiten wichtig. Ich muss selbstverständlich verstehen, wie das jeweilige Tool funktioniert – zumindest aus Nutzerperspektive. Ein Datenexperte muss ich dafür nicht sein. Weitere Fähigkeiten hängen dann mit der Art von genutzter KI zusammen. Gut prompten können, ist bei den meisten KI-Anwendungen unerlässlich. Ich muss die Outputs auch richtig bewerten können. Ist das, was eine KI-Anwendung mir gerade geliefert hat, richtig und sinnvoll für meinen Kontext? Ist es nur ein Anfang oder bereits ein verwertbares Ergebnis?
Benötigte Fähigkeiten ändern sich momentan genauso stark, wie die Tools, die wir nutzen. Man spricht von der Halbwertszeit von Fähigkeiten. Sie ist in den letzten Jahren von über 10 auf durchschnittlich weniger als fünf Jahre gesunken. Bei technischen Berufen ist diese Entwicklung noch drastischer. Für Millionen von Arbeitnehmern ist es mit einer einmaligen Weiterqualifizierung daher nicht getan. Das wird eine Daueraufgabe für jeden von uns und Organisationen als Ökosysteme.
Wie bringt ihr Unternehmen das Thema Künstliche Intelligenz näher und welche Vorteile hat es für?
Dafür schauen wir auf mehrere Ebenen in der Organisation. Ein Unternehmen besteht aus Menschen. Deshalb starten wir beim Individuum, nehmen Ängste, trainieren eine gezielte Nutzung von KI-Tools und verringern so die individuelle Arbeitsbelastung. Die dadurch individuell entstehende Effizienz bringen wir dann mit Iterationen und viel organisierter Kommunikation auf Teamebene. So können bereits ganze Teams von der Einführung von KI profitieren. Und es bleibt untereinander fair. Das ist auch wichtig! Sonst reduzieren einige Teammitglieder einfach clever ihren Workload und andere profitieren nicht. Danach wird es spannend, weil wir zeitlich auf organisationaler Ebene anpacken. Künstliche Intelligenz muss auch strategisch in der Führung verankert werden. Wie genau das funktionieren kann, ist von Unternehmen zu Unternehmen zwar unterschiedlich, aber DASS das Thema zentral aufgehängt wird, ist erforderlich, um wirklich ein KI-Denken im Unternehmen zu verankern und dauerhaft zu hinterfragen.
Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur bei dem Thema?
Die Unternehmenskultur wird ja oft mit dem Rückgrat einer Organisation verglichen. Es geht um gemeinsame Denkmuster, Handlungsweisen, Werte, etc. Gerade in der KI-Transformation ist es enorm wichtig, dass Unternehmen eine Fehlerkultur leben, aktiv Feedback geben und annehmen, eine Experimentierkultur leben und wandlungsfähig bleiben. Das kann bei jedem Unternehmen in der Praxis dann anders aussehen. Jedes Unternehmen sollte dabei auch seine eigenen Verhaltensweisen entwickeln. Aber unterm Stricht bedeutet das: Ich gebe innerhalb der Organisation Raum zum Atmen, Raum für Neues, Raum für Fortschritt und für Wachstum. Dafür setzen wir uns als co:nufactur ein. Wir glauben, dass Wachstum nur durch stetige Veränderung möglich ist. Dass das nicht immer leichtfällt, steht außer Frage.
Aber wir stellen die Frage: „Was ist alles möglich, wenn ich Neues…auch mit KI wage?“, statt darüber zu reden, was alles schief gehen kann. Unser credo: Just try it!